Bis dass die Buttercreme uns scheidet
Mehrfach haben wir an dieser Stelle die Unsitte beklagt, in Programmzeitschriften oder anderswo nichts ahnende Zuschauer mit entscheidenden Details über den Fortgang einer Fernsehserie oder den Ausgang einer Folge zu konfrontieren.
Ausgerechnet die Zeitschrift „Einkauf Aktuell“ (die ist Teil der eingeschweißten Papierberge, die die Post Woche für Woche ungefragt in Ihren Briefkasten steckt) scheint sich nun als Vorbild profilieren zu wollen. Sie hat in Ihre, nun ja, Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe über die Telenovelas Sturm der Liebe und Wege zum Glück so etwas wie eine Spoiler-Warnung eingebaut:
(Ausgeplaudertes Geheimnis für Neugierige — die anderen bitte erst nach der Klammer weiterlesen! — Nina und Ben heiraten.)
Nett, oder? Jetzt muss den Kollegen nur noch jemand erklären, dass der Nutzen solcher Warnungen begrenzt ist, wenn sie unmittelbar neben solchen Fotos stehen:
Der Bildtext lautet übrigens:
Nina und Ben schneiden die Torte fürs Leben an.
25. November 2007 um 10:27
Das war doch schon nach der ersten Folge klar (-;
25. November 2007 um 17:20
Och mönsch – es gibt auch Leute, die sich die „Einkauf Aktuell“ für eine gemütliche Lesestunde am Sonntagabend aufheben wollten.
Und nun verrätst Du schon, was drin steht …
27. November 2007 um 00:27
Also, bei Telenovelas ist das egal. Da ist doch lange vorher klar, wer wen heiratet. Das sehe ich nicht so eng.
19. Januar 2008 um 15:06
Der Spielfilm „Mörderischer Vorsprung“ lebt einige Zeit davon, dass man nicht weiß, wer der gesuchte Verbrecher ist. Und was passiert bei der Werbung für die Ausstrahlung? Klar, der Täter wird schon einmal direkt in Großaufnahme gezeigt, so dass sich alles Rätseln erledigt hat. Der Film war auch so noch schön zu gucken, aber die Freude war doch deutlich geschmälert.
In der deutschen Wikipedia hat man übrigens sämtliche Spoilerwarnungen abgeschafft, weil das unseriös und nicht Aufgabe einer Enzyklopädie sei. Man sollte dort also nicht mal kurz reinschauen, wenn man sich über einen Film informieren will, den man noch nicht kennt.
Hervorragend gelöst wurde das Problem hingegen beim Adventure-Computerspiel „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“. Für diejenigen, die den gleichnamigen Kinofilm noch nicht gesehen hatten, gab es bei der Inhaltsangabe der Handlung sogar zwei Spoilerwarnungen, die auch nicht als „Spoiler“ gekennzeichnet, sondern in normalem Deutsch ausgedrückt wurden. Gleich am Anfang stand „Bitte lesen Sie nicht weiter, wenn Sie den Film noch nicht kennen“ und vor der Auflösung einiger wichtiger Überraschungen noch einmal ganz deutlich „Und jetzt auf keinen Fall weiterlesen, wenn Sie nicht wichtige Handlungselemente erfahren wollen“. Besser habe ich es nirgendwo anders gesehen!