Jerry macht den Larry
Zunächst ein paar Zahlen und Fakten.
Larry King ist der Startalker von CNN. Seine Sendung Larry King live ist seit 1985 jeden Werktag auf Sendung, und er behauptet von sich selbst, in seinem Leben mehr als 40.000 Interviews geführt zu haben. King ist, und das wird viele überraschen, erst 73 Jahre alt und erst seit 50 Jahren in den Medien tätig. Umgerechnet sind das also 800 Interviews pro Jahr und mehr als drei pro Arbeitstag. Diese Menge ist kein Problem, wenn man sich keine Mühe gibt und die Vorbereitung einfach bleiben lässt.
Jerry Seinfeld ist einer der größten Fernsehstars aller Zeiten. Seine Sitcom Seinfeld wurde 1998 nach 180 Folgen auf seinen Wunsch zu einem Zeitpunkt beendet, als sie gerade die meistgesehene Sendung im amerikanischen Fernsehen und so erfolgreich wie nie zuvor war. Sein Sender NBC wollte ihn mit etlichen Millionen zum Weitermachen überreden, dank der umgerechnet schon 245 Millionen Euro allein aus dem Vorjahr war das auch kein Argument (Gesamteinkommen aus den Gagen für seine Tätigkeiten als Schauspieler, Autor und Produzent, vor allem aber durch die Lizenzrechte an seiner eigenen Serie, deren Mitschöpfer er auch war). Das Serienfinale war ein nationales Großereignis und erreichte 75 Millionen Zuschauer, so viele wie nie wieder eine Fernsehserie auch nur annähernd anzog.
Seitdem sitzt Jerry Seinfeld faul herum, tut nach eigenen Angaben nichts, es sei denn, ihn überkommt eine Idee. Eine solche war „Bee Movie“, ein neuer animierter und sehr amüsanter Familienfilm, dessen Hauptdarsteller, Autor und Produzent Seinfeld ist, und der vergangenen Freitag in den amerikanischen Kinos startete. Wie in jede andere Talkshow führte dieser Umstand Jerry Seinfeld auch zu Larry King, dem diese weit verbreiteten Fakten offenbar entgangen waren, während er gerade eins seiner 40.000 Interviews führte oder die Hosenträger für den nächsten Tag rauslegte.
Und so musste sich Larry King, als er fragte, ob Seinfeld abgesetzt worden sei, in seiner eigenen Show von einem empörten Jerry Seinfeld belehren lassen: „Weißt du, wer ich bin?“ „Ist das hier noch CNN?“ „Es ist ein großer Unterschied zwischen abgesetzt werden und Nummer 1 sein!“ „Kann bitte jemand meinen Lebenslauf reinbringen, den Larry mal durchgehen könnte?“
Einigermaßen pikant ist die Angelegenheit, weil King in Seinfelds „Bee Movie“ mitspielt.
Einen längeren Ausschnitt aus dem Gespräch gibt’s bei CNN selbst, darin auch der entsprechende Ausschnitt aus „Bee Movie“.
7. November 2007 um 02:05
Mir kommt es so vor, als hätte ich diesen Artikel jetzt irgendwie doppelt gelesen. Schadet aber auch nicht.
Ich finde, Jerry hat vollkommen überzogen reagiert. Er soll im Privatleben noch weitaus arroganter sein, als man es sich anhand des Ausschnitts vorstellen kann.
7. November 2007 um 09:48
War auch erst doppelt. Nun stimmt’s.
7. November 2007 um 10:24
Erst hab ich mich gefragt, woraus dieser Eintrag hinausläuft („Legende Larry King soll sich nicht vorbereiten???“) und dann hab ich mich schon vorm Schauen des Schnipseln weggeschmissen, sehr gut geschrieben.
Und dann noch mal beim Ansehen des Ausschnittes. Die Reaktion war ok. Sonst glaubt noch jemand, Seinfeld sei abgesetzt worden. Wie der King.
7. November 2007 um 14:03
Ich finde nicht, dass Seinfeld überzogen reagiert hat. Man muss bedenken, dass die letzte Folge damals eine landesweite Hysterie in den USA ausgelöst hat. Das war keine letzte Folge, das war ein Happening. Die Dreharbeiten mussten von der Polizei abgesichert werden um überhaupt abgeschlossen zu werden.
Das ist Allgemeinwissen in den USA wenn es um die Populärkultur geht und das dürfte wohl einer der wichtigsten Punkte in Seinfelds Bio sein. Man muss sich schon unter einem großen STein verstecken, wenn man in der Medienbranche dort arbeitet und das nicht weiß.
Ist allerdings nichts Neues, dass King einfach nur lachhaft ist.
Übrigens von Mo bis Do laufen ab 23:15 Doppelfolgen Seinfeld auf comedycentral! hooray 🙂
7. November 2007 um 16:53
Autsch, da hat sich King aber böse vertan. Aber auf Seinfelds „Do you know who I am?“ mit „Jewish guy, Brooklyn?“ zu antworten, fand ich ganz witzig. *g*
7. November 2007 um 17:25
Natürlich hat seinfeld absolut überzogen reagiert. Präpotent, arrogant, eingebildet und selbstgefällig.
King hat erstens sowieso vorangestellt, dass seinfeld gecancelt hatte, und wollte das für SEIN publikum nochmals klarstellen. Es ist ja nicht vorauszusetzen, dass man globusweit über derartige sitcom-interna bescheid weiß.
Aber vielleicht war die ganze chose ohnehin nur eine gestellte show.
7. November 2007 um 18:27
Man beachte die Ansage von David Letterman in diesem Video … 😉
http://www.youtube.com/watch?v=OlQK2bFE80s
7. November 2007 um 19:01
Stimmt. Und an der Publikumsreaktion (als Letterman scherzt, „Seinfeld“ sei abgesetzt worden, lachen alle herzlich) merkt man, dass die Fakten in den USA durchaus allgemein bekannt sind.
8. November 2007 um 11:04
@Michael
Ich denke auch, dass dieses Intro durchaus abgesprochen war, da das nachfolgende Programm ja schon auf die Zeit nach „Seinfeld“ abzielt. Das bedeutet für mich schon, dass Jerry das einerseits als Lacher akzeptiert, andererseits beleidigt ist, wenn das von Larry King scheinbar unwissend in den Raum gestellt wird.
Es gab in den USA ja viel Unruhe, als „Kramer“ diesen unrühmlichen Auftritt in diesem Comedy-Club hatte, wo er Schwarze beleidigte. Danach wurde Michael Richards in den Staaten als Rasist angesehen.
(Kurzer Ausschnitt hier: http://www.youtube.com/watch?v=QgmCBKPHnSY ) – das ganze Video lässt sich aber bei YouTube finden.
Die Entschuldigung folgte hier:
http://www.youtube.com/watch?v=I3l-gRHjUNk
Jerry war wohl auch nicht Glücklich über diesen Auftritt. So etwas macht sich bei den DVD-Verkäufen wohl durchaus bemerkbar.
10. Dezember 2007 um 16:49
Seinfeld kommt ist so extrem unsympathisch. Aber ich denke, das war einfach ein wenig „Show“. Larry kennt Jerry schon solange und umgekehrt. Nur, was bringt der Witz, wenn er beim Publikum nicht ankommt…?