How I Stretched Your Show
Grandiose Sitcom voller Witz und Charme.
Der beste Serienstart der Saison.
Mit diesen zurückhaltenden Worten pries ich vor fünfeinhalb Jahren die Deutschlandpremiere einer Serie namens How I Met Your Mother am Samstagnachmittag an.
Foto: CBS
Was ist seitdem geschehen? Nach einem aus Quotensicht bescheidenen Start, wie ihn fast alle Sitcoms in Deutschland verzeichnen, baute sich die Serie allmählich und durch Weitererzählen einen festen Fankreis auf. 2010 begann die Dauerschleifenwiederholung im täglichen Vormittagsprogramm. 2011, mit Beginn der fünften Staffel, beförderte ProSieben die Serie in die Primetime am Mittwoch. 2012 kam die Wiederholungsschleife mit mehreren Folgen an jedem Nachmittag dazu. Im August 2012 ermittelte DWDL, dass ProSieben in den vorausgegangenen 12 Monaten 2045 Folgen von How I Met Your Mother gezeigt hatte, darunter 162 verschiedene. Umgerechnet 5,6 Folgen an jedem verdammten Tag des Jahres. Kein Sender zeigte irgendeine Serie häufiger (die einzige Serie mit mehr Sendeterminen im gleichen Zeitraum war Sturm der Liebe, allerdings verteilt auf acht Kanäle: Das Erste und alle dritten Programme). Trotzdem zeigte How I Met Your Mother keine Ermüdungserscheinungen. Man darf die Sitcom also getrost als Erfolg bezeichnen.
Der US-Sender CBS, bei dem die Serie anfangs jedes Jahr von der Absetzung bedroht war, erkannte das Potenzial zum Dauerbrenner zwischenzeitlich auch. Heute ist HIMYM dort nach The Big Bang Theory die zweiterfolgreichste Serie in der Zielgruppe.
Auf der inhaltlichen Seite bewegte sich HIMYM von der Frage weg, wie Ted die Mutter seiner Kinder kennenlernte, und letztlich war es auch egal. Ted erschien immer mehr wie eine lästige Randfigur in seiner eigenen Serie, und die eigentlichen Nebencharaktere Marshall und Lily, Barney und Robin rückten in den Mittelpunkt, hatten die interessanteren Geschichten und die lustigeren Gags. Der Humor wurde mit der Zeit immer überdrehter, absurder und comichafter, aber nicht weniger witzig.
Am kommenden Montag geht die Serie in den USA nach neun Staffeln mit insgesamt 208 Folgen Folgen zu Ende. Heute startet die finale Staffel bei uns. Ich habe lange gehadert, ob ich diese letzte Staffel immer noch empfehlen kann.
Empfehlen kann ich auf jeden Fall diesen herrlichen US-Trailer vom vergangenen Sommer.
(So was wie ein Spoiler-Alarm: Der weitere Text verrät zwar das Konzept der neunten Staffel, aber keinen maßgeblichen Teil der Handlung, der noch nicht ausgestrahlt wurde. Für Menschen, die auch die achte Staffel noch nicht gesehen haben, gilt allerdings ein deutlicher Spoiler-Alarm.)
Viele erfolgreiche, langlebige Serien münden in einem großen Finale, gern im Rahmen einer Doppelfolge. HIMYM hat sich gegen eine Doppelfolge entschieden. Stattdessen gibt es eine 24-fach-Folge. Und die beginnt heute. Die Handlung der kompletten letzten Staffel umfasst nur ein einziges Wochenende. Es ist das Wochenende, an dem Ted endlich die Mutter seiner Kinder trifft. Aber selbst in der letzten Staffel ist dieses titelgebende Thema noch über weite Strecken egal, auch wenn „die Mutter“ ab und zu kurz auftaucht. Vor allem ist es das Wochenende, an dem Robin und Barney heiraten, der echte Höhepunkt, auf den über Jahre hingearbeitet wurde. Und jetzt noch über eine ganze weitere Staffel. Die Ereignisse werden teilweise in Echtzeit oder noch langsamer erzählt. Das ist ein paar Folgen lang ganz lustig und dann ein paar Folgen lang sehr schleppend. Vor allem als der Punkt kommt, an dem mir als Fan bewusst wird, dass die Serie, wie ich sie kenne, nicht allmählich zu Ende geht, sondern bereits zu Ende ist. Ich habe keine Staffel lang mehr Zeit, die Gang nochmal an ihrem Tisch in der Stammkneipe oder in Teds Wohnzimmer zu sehen, wie sie den ganz normalen Irrsinn bewältigt; keine Gelegenheit, diese Momente noch ein paarmal zu genießen und mich mit dem bevorstehenden Abschied abzufinden. Ich bin in einem kleinen Hotel auf dem Land gefangen, wo es nur noch um letzte Hochzeitsvorbereitungen geht, und ich werde dieses Hotel bis ans Ende meiner HIMYM-Tage nicht mehr verlassen. Mitten aus dem Serienleben gerissen.
Dieses unangenehme Bewusstsein ereilte offenbar auch die Autoren auf halber Strecke, und so kriegt die Serie zur Staffelmitte noch mal die Kurve. Wir bleiben zwar im Hochzeitshotel gefangen, aber dank ausführlicher Rückblenden ist es manchmal doch wieder fast wie früher ist. Dies sind keine Rückblenden zu Szenen, die wir schon gesehen haben, sondern neu gedrehte Episodenhandlungen, die mit dem Stilmittel des Flashbacks in die Gegenwartshandlung am Hochzeitswochenende eingebettet werden. Sogar ironische Anspielungen auf die eigene Langatmigkeit der Staffel und die wahnsinnige Ereignisdichte an nur einem Wochenende gibt es. Und plötzlich bin ich wieder versöhnt.
Insofern empfehle ich, bis zum Ende dranzubleiben. Einen Durchhänger darf jeder mal haben. Aber in der Summe haben uns die Macher von How I Met Your Mother so viel schönes Fernsehen geschenkt, dass sie es verdient haben, wenn wir uns jetzt auch noch ansehen, wie es zu Ende geht. Wer weiß, vielleicht trifft Ted ja noch die Frau fürs Leben.
26. März 2014 um 10:46
Ich bin mit HIMYM nie wirklich warm geworden und froh wenn sie jetzt endlich ein Ende findet. Die Serie ist ja leider zum Paradebeispiel für ein fast schon perverses Ausschlachten von erfolgreichen Serien geworden. Mir graut schon vor „How I Met Your Dad“ und welche Serie Pro7 als nächstes tot senden wird, wahrscheinlich mein geliebtes TBBT.
26. März 2014 um 15:08
Kann obige Analyse komplett unterschreiben, versteh immer noch nicht wie man so ein Konzept fuer die letzte Staffel durchwinken konnte, und ich seh auch keine signifikante Verbesserung in der zweiten Haelfte, durch staendiges Wiederholen von Gags wirds nicht besser. Aber zumindest gibts gute Ideen wie gewisse Handlungsstraenge und das weitere Schicksal von nebenfiguren aufgeloest wurde.
Aber stimme dem letzten Absatz zu, nach 8 Staffeln will ich natuerlich auch ned das Ende verpassen.
Noch ne Frage zu meinem Vorredner: Wieso ist man froh, wenn eine Serie, die man ned mochte, beendet wird? Man muss sie doch nicht gucken…
26. März 2014 um 16:54
„Wieso ist man froh, wenn eine Serie, die man ned mochte, beendet wird?“
Damit hoffentlich Platz für neues entsteht, so wie ich auch hoffe das Wetten Dass…?!, DSDS, GNTM, WWM und Co. irgendwann ein Ende haben und man uns mal wieder neue Formate präsentiert.
Ich finde auch die momentane Sitcom Fixierung von Pro7 beinahe erschreckend, zig Serien an drei Tagen der Woche mit noch mehr Wiederholungen. Dafür finden andere Genres fast gar nicht mehr statt wie Sci Fi, Mystery oder Fantasy.
27. März 2014 um 01:06
ich habe die ersten zwei staffeln der serie VERSCHLUNGEN und war restlos begeistert von den büchern und den darstellern, von den ideen und dem irrsinn. und dann ging es bergab. es war nie mehr so besonders wie in den ersten ca. 50 folgen, und zwischendurch (ca. 5. bis 8. staffel) war es dann sogar richtig schlecht. manchmal habe ich mich richtig geärgert nach dem ende einer folge. in der serie, die ich anfangs für wirklich gut und mega-intelligent und vor allem für etwas völlig neues hielt, passierte über drei jahre lang NICHTS. das kann ich dieser einst so tollen serie nie verzeihen. die hätten in die geschichte eingehen können, wenn sie nicht so geldgierig geworden wären.
die letzte staffel finde ich wirklich wieder besser. offensichtlich hat man sich nochmal zusammengerissen.
1. April 2014 um 17:36
OK, letzte Folge gesehen und war schon ganz ok, wobei ich dann doch nicht kapier, wieso man eine ganze Staffel in diesem Hotel spielen laesst, die Hochzeit an sich in Rekordzeit runterspult, um dann in der letzten Folge so viel passieren zu lassen… dieses Spielchen mit der Zukunft haette man locker mehrere Folgen durchziehen koennen.
3. April 2014 um 08:48
@dermax: Ja, das hab ich auch nicht verstanden, hab mich richtig gehend geärgert und dachte rückblickend, die gesamte letzte Staffel wirkte völlig schräg zusammen geschustert. Und das ‚endgültige‘ Ende hat mich unzufrieden zurück gelassen, totaler Schwachsinn. Da freut man sich jahrelang auf die Mutter und dass Ted sein Happily ever after mit ihr bekommt und dann so ein absoluter Käse! Muss mal googlen, was die amerikanische Fangemeinde so zu sagen hat.