Sherlock: New York

Wenn es in dem Rhythmus weitergeht, hat in sechs Jahren jeder große Sender seinen eigenen Sherlock Holmes. Und wenn der freizügige Umgang mit der Vorlage sich ebenfalls fortsetzt, ist Watson dann ein Formwandler vom Planeten Dukrtzghöwol.

Die neue Sat.1-Serie Elementary (ab heute donnerstags um 21.15 Uhr) versetzt Sherlock Holmes nicht nur in die Gegenwart des 21. Jahrhunderts, sondern zudem nach New York und gibt ihm Dr. Watson zur Seite, genauer: Frau Dr. Watson.

Der Ansatz dieser Neuauflage des US-Senders CBS orientiert sich erkennbar mindestens ebenso stark an der großartigen BBC-Serie Sherlock wie an der literarischen Vorlage von Arthur Conan Doyle. Deshalb muss sie sich den Vergleich gefallen lassen, ihn aber auch nicht scheuen.

Holmes ist weiterhin Brite, nur eben strafversetzt, ist weiterhin ein Arschloch und ist natürlich weiterhin der geniale Kopf, der der Polizei und allen anderen weit voraus ist und deshalb Kriminalfälle aufklärt. Schon aus Langeweile. Und das ist oft lustig und spannend. Wie in der BBC-Version hat Holmes sein Drogenproblem übrigens im Griff.

Elementary kann zwar nicht ganz mit Sherlock mithalten, aber das hat schon mit der unterschiedlichen Zielsetzung zu tun. Während die Briten ganz gern Kunst schaffen und ihre Produkte rar machen, ist die Absicht der Amerikaner stets, erfolgreiche Massenware zu produzieren. Deshalb gibt es dort nicht alle zwei Jahre drei neue Folgen, sondern jedes Jahr 24. Schon deshalb und zur Erreichung des größtmöglichen Publikums folgen die eigentlichen Kriminalfälle als Kern der Handlung stets einem berechenbaren Muster. Ein US-Kritiker nannte es „die CBSierung von Sherlock Holmes“. CBS hat fast sein gesamtes Programm mit ebenso gleichförmigen wie erfolgreichen Krimiserien zugepflastert, darunter CSI, Criminal Minds und The Mentalist, und in dieses Format musste eben auch der neue Holmes passen. Unter diesen Umständen ist die Serie erstaunlich gut gelungen.

Wenn sich die CBSierung der Serie fortsetzt, haben wir allerdings nach Sherlock in New York bald wirklich auch noch Elementary: Miami und Elementary:Vegas.

Michael, 10. Januar 2013, 00:44.

14 Kommentare


  1. Vielleicht kommt die Serie ja genau zur rechten Zeit, da Sherlock ein so großer Erfolg war, die dritte Staffel aber wohl noch länger auf sich warten lässt. Die beiden Hauptdarsteller sind ja erstmal mit Filmprojekten („Star Trek“, „Der Hobbit“) überversorgt, ich bin inzwischen skeptisch ob es überhaupt noch mal neue Folgen geben wird.

    Das Dr. Watson von Lucy Liu gespielt wird schreckt mich irgendwie eher ab, reinsehen schadet aber nicht.

  2. …vielleicht liegt das mit den vielen Folgen ja auch daran, dass es in diesem Amerika viel gefährlicher zu geht und darum auch mehr Fälle anfallen als auf dieser Insel.

    Zumindest kann man es ja mal anschauen, auch weil es nicht mitten in der Nacht kommt….also jetzt noch nicht.

  3. Die Serie ist überraschend gut, die ganze Sherlock Holmes-Nummer hätte man such streichen können. Ich bin gespannt wie sie Moriarty einführen werden.

  4. …jetzt ist natürlich das passiert, was ich vermeiden wollte…..ich konnte es nicht sehen….*heul*….ich werde es aber nachholen….versprochen. 🙂

  5. Ich fand’s recht unterhaltsam, auch wenn mir der Fall etwas arg konstruiert erschien. Ein Auftragsmörder wäre wohl einfacher gewesen um seine Frau loszuwerden.

    Mal sehen wie sich die Serie noch so entwickelt oder ob es Sat1 nächste Woche schon nicht mehr gibt..

  6. Ich mag es, wenn sich Michael mit dem Ellbogen auf die Tastatur lehnt und dadurch der Name für einen bislang unbekannten Planeten entsteht.

  7. das ist die Douglas-Adams-Methode, oder?

  8. Ich weiß nicht. Viltvodle VI zum Beispiel klingt so schön dass kann kein Tastaturlehner sein.
    Nicht, dass Dukrtzghöwol weniger schön klänge…

  9. …so schön komma das.
    Entschuldigen Sie bitte den Vertipper.

  10. …ich verstehe die Aufregung nicht….so lange nich Melmac in seinem Ausweis ….im Feld *Geburtsort* steht….ist doch alles gut….

  11. @Jochen: Schöner werden diese Namen nur noch wenn Menke sie im ernsthaftestem Nachrichtenduktus vorliest.

  12. Ach, der Jochen heißt mit Nachnamen Schöner??…so wie der AltBundestrainer?….

  13. @BlueKo: Vom Fachmann für Kenner, was?

  14. Höchstens von Genießer zu Genießer. 😉



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